Grundsätzlich erst mal mit dem PC. Oder dem Mac. Notfalls noch auf Linux. Das Betriebssystem ihres Computers spielt keine Rolle. Für alle gibt es inzwischen Schreibprogramme, mit denen sich gut arbeiten lässt.
Das Betriebssystem des Computers ist von untergeordneter Bedeutung. Das wichtigste ist: Ein Schreiberling, egal ob Journalist oder Schriftsteller, muss sich wohlfühlen mit seinem Arbeitsgerät. Er muss es lieben, gerne in die Hand nehmen (oder sich daran setzen), muss Freude empfinden, wenn er damit umgeht, muss sich freuen wie ein Kind an Weihnachten, seinen Computer zu sehen und sich an ihn zu setzen. Wer sich gezwungen fühlt, „schon wieder schreiben zu müssen“, der hat die falsche Einstellung zum Metier grundsätzlich und wird auch nur ganz selten einen vernünftigen Satz zu Papier bringen.
Daher ist für mich zum Beispiel die Optik und Haptik eines Schreibprogramms ausgesprochen wichtig. Davon gibt es inzwischen viele auf dem Markt, sowohl für MS-Windows wie das OSX von Apple oder auch Linux. Einige davon sind sogar kostenfrei.
Wie beispielsweise Libre Office oder Open Office. Auf deren Geschichte will ich jetzt nicht weiter eingehen. Tatsache ist auf jeden Fall, dass Bill Gates und Microsoft mit Word für Windows Standards setzten, an denen heute niemand vorbei kommt. Das fängt schon mit der Dateiendung .doc (inzwischen .docx) an.
Es muss nicht immer die aufgeblähte Office Suite von Microsoft sein. Ich weiß gar nicht, ob es Word überhaupt noch eigenständig gibt. Inzwischen sind eine Reihe anderer kommerzieller Textverarbeitungs-Programme – neben Libre und Open Office – auf dem Markt.
Die folgende Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige der Programme sind für Journalisten ungeeignet. Scrivener zum Beispiel oder auch der ZenWriter. Wobei letzterer gern von Puristen verwendet wird, die nichts weiter wollen, als eine weiße Fläche, die sie volltinten können.
Es wird einen Aufschrei geben, weil ich Scrivener als wenig geeignet genannt habe. Für mich ist das Programm zu unübersichtlich und eher für Autoren als für Journalisten.
Ein Programm der in Nürnberg ansässigen Firma Softmaker ist jetzt für den Mac erschienen, nachdem es jahrelang nur für Windows und später dann auch für Linux angeboten wurde. Jetzt – wir schreiben das Frühjahr 2018 – kam eine Mac Version auf den Markt, die meines Erachtens aber noch verbesserungswürdig ist. Ansonsten ein schönes übersichtliches, aufgeräumtes Programm, das neben Textmaker als Schreibprogramm für seinen Preis von 100 Euro für die Vollversion (eine kostenfreie Testversion gibt’s auch), Planmaker als Excel-Ersatz und Presentation als Alternative zu Powerpoint liefert.
Für den Mac sind meiner Ansicht nach Neo Office und Collabora als kostenpflichtige Ableger von Open Office gut geeignet. Inzwischen gibt es mit Libre Office Vanilla noch ein kostenpflichtiges Office-Programm im App-Shop. Die sind sehr gut geeignet, um journalistische Texte zu verfassen. Stark an Word angelehnt sind sie von jedem recht gut und schnell zu bedienen und haben keine exotischen Menübezeichnungen oder Tastaturkürzel.
Von der Berliner Softwareschmiede ROM gibt es noch Papyrus, ein gutes, ein mächtiges, ein für Journalisten viel zu ausladendes Programm. Sowohl in der Ausstattung als auch im Preis. Papyrus ist inzwischen in der zehnten Version (Sommer 2020) erschienen. Es gab es schon zu Commodore Zeiten. Viele Jahre hieß es Papyrus Office, bis sich die Firma dafür entschied, einen neuen Weg einzuschlagen.
Mit massiver kreativer Unterstützung des Autoren Andreas Eschbach (Das Jesus-Video) wurde aus Papyrus Office nun Papyrus Autor und richtet sich vorwiegend an Autoren, in diesem speziellen Fall an Schriftsteller und die, die meinen, es mit Hilfe dieses Programms werden zu können.
Für Schriftsteller ist es tatsächlich mit all seinen Features gut durchdacht und daher hervorragend geeignet. Für Journalisten beziehungsweise rein journalistische Texte nicht. Dafür ist das Programm zu komplex, die Einstellungen insbesondere für Anfänger schwer vorzunehmen und die Unterschiede zur gewohnten standardisierten Handhabung von Word zu groß. Und mit 179 Euro in der Anschaffung verlangt die Vollversion auch einen richtig tiefen Griff in die Haushaltskasse.
Andererseits, wer meint, er werde eines Tages auch mal einen Roman schreiben und damit groß rauskommen, für den lohnt sich die Investition von Geld und Einarbeitungszeit. Inzwischen gibt es von Wolfgang Tischer (literaturcafe.de) auch eine Reihe aufeinander aufbauender Lehrvideos dazu.
Softmaker bietet außerdem eine Version für Android an. Soweit ist Papyrus noch nicht. Allerdings arbeitet die Mannschaft dort bereits an einer Tablet-Version. Ob’s eine für Android wird oder für Apple oder gar für beide ist unklar.
Zum Hintergrund muss gesagt werden, dass sich die Softwaremenschen in Berlin, insbesondere deren Chef Ulli Ramps, lange dagegen gesperrt haben, eine Tablett-Version überhaupt mal gedanklich anzufassen. Inzwischen haben sie sich wohl überzeugen lassen, dass es ein Geschäftsfeld ist.
Um die Eingangsfrage abzuschließen: Journalisten schreiben in der Regel mit allem, was Word-konform ist. Was daran liegt, dass Word beziehungsweise Office das weltweit verbreitetste Textverarbeitungssystem ist und schon deshalb automatisch an jedes heute in den Redaktionsstuben gebräuchliche Redaktionssystem angeknüppert ist.
Ob ein Artikel letztlich wirklich ein „toller“ Artikel im Sinn von informativ, lesenswert, interessant, spritzig, witzig wird und der Leser das Gefühl bekommt, ihm seien auf unterhaltsame Weise wesentliche und wissenswerte Neuigkeiten vermitteln worden, das steht auf einem ganz anderen Blatt.
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