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Autoren und Journalisten

Ich schreibe diesen Blog-Artikel, nachdem kürzlich in einer Facebook-Gruppe eine aufgeregte Diskussion entbrannte um Rezensions- oder Anschauungsexemplare für Redaktionen und Journalisten.

Eine offenbar noch junge Schreiberin regte sich darüber auf, dass eine Mitarbeiterin der „Bäckerblume“ sie zwar zu ihrem neuen Werk interviewen wollte, aber um ein Leseexemplar bat. Das empfand die Schreiberin nun einem unsittlichen Antrag sehr nahe kommend. Im Gegenzug riet sie der Dame, sie solle sich ein Buch bei BoD bestellen, mit dem Presseausweis könne sie ein Freiexemplar erhalten.

Denkmal von Thomas Mann. Das Motiv stammt
aus seinem Kurzroman „Herr und Hund“.
Foto: pixabay / Birgit Böllinger

Außerdem, so die Schreiberin (ich verweigere hier bewusst und penetrant den Begriff „Autorin“), kenne sie das so nicht. Bei früheren Berichten über ihre Bücher habe die Redaktion ihrer Dorfzeitung sie nie um ein Leseexemplar gebeten. Hier klang schon der Unterton heraus: „Was sind Sie für eine? Ich kenne mich mit der Presse aus.“ Mitnichten!!! Und außerdem – sie habe nichts zu verschenken. Die Zeitungen sollen berichten – schluss, aus, ende. So die Auffassung der Schreiberin.

Dieses Verhalten eines unbekannten Schreibers, der dazu noch im Self Publishing unterwegs ist (was ich, ehrlicherweise, nicht als dem Schriftstellertum zugehörig betrachte, aber das ist meine ganz persönliche Arroganz) ist eine Form von Hochmut, den sich noch nicht mal namhafte und anerkannte Autoren leisten. Auf jeden Fall hat die Dame eine Chance vertan, für maximal 20 Euro Werbung zu erhalten, die sie sonst ein Mehrfaches kostete. Dazu noch bundesweit.

Nun ist die Bäckerblume sicher kein Magazin, das als in Kulturkreisen meinungsführend bezeichnet werden kann. Aber es wird gelesen, liegt bundesweit aus und hat zudem eine Reichweite, die größer ist als die nahezu jeder in ländlichen Gebieten erscheinenden Lokalzeitung.

Autoren, die auf ihre Lokalzeitung zugehen, damit diese das neue Buch vorstellen, tun gut daran, eine Handvoll Rezensionsexemplare bereit zu halten. Wer keinen Verlag mit einer funktionierenden Pressestelle und entsprechender Werbung im Rücken weiß, muss die Kärrnerarbeit selbst erledigen. Und, klar, die Kosten tragen. Zuvor sollte er sich unbedingt über die Gepflogenheit in einer Zeitungsredaktion schlau machen.

Dazu gehört, dass in Redaktionen Vorbehalte bestehen gegenüber Selbstveröffentlichungen, also Self Publishing, und BoD. Das Ansehen und die Akzeptanz eines Buches steigt deutlich, wenn es von einem regulärem Verlag herausgegeben wird. Reguläre Verlage sind solche, bei denen der Autor sich nicht selbst finanziell beteiligen muss. Zum Beispiel in Form von Druckkostenzuschuss, Übernahme der Kosten für Lektorat und/oder Korrektur oder durch die kostenpflichtige Abnahme eines vertraglich festgelegten Kontingents des gedruckten Buches.

Ein regulärer Verlag übernimmt all diese Kosten und trägt das kaufmännische Risiko. Dafür sind die Tantiemen für den Autor manchmal recht niedrig. Zwischen fünf und bei Spitzenautoren auch mal 25 Prozent des Verkaufspreises erhält der Autor. Das nur nebenbei, denn es gibt durchaus noch einige Parameter, die die Höhe der Tantiemen bestimmen.

Ein Journalist, der über einen Autor schreibt, insbesondere im Zusammenhang mit der Vorstellung eines Buches, will natürlich wissen, was drin steht. Der Verlag liefert ihm ausreichend Pressematerial mit Inhaltsangabe, vielleicht Leseprobe, Vita des Autoren – und immer auch ein Freiexemplar dazu. Das kann der Journalist lesen oder auch nicht. In der Regel überfliegt er es, verschafft sich einen Eindruck wie der Stil, der Plot, die Dramatik des Buches geschaffen sind. Daran orientiert er sich bei seiner Rezension und fragt auch den Autoren zu einigen Details des Buchs: Wie er auf die Idee kam, wie und wo er gearbeitet hat, wie lange er daran schrieb, wie er seine Charaktere entwickelte, ob er Vorbilder hatte bei den Charakteren. Ist er kritisch, fragt er auch mal nach, warum – gesetzt der Fall es ist so – der eine oder andere Charakter so ohne Tiefgang geraten ist. Und er schaut natürlich auch nach nicht zusammengeführten Handlungsfäden, die häufig bei Schreibanfängern auftreten, die sich im Vorfeld keine Gedanken über den Plot und den Handlungsablauf machen, sondern einfach drauf los in die Tasten hauen.

Und am Ende eines Artikels steht dann in der Regel ein Fazit, das in etwa lauten könnte: „Der Autor hat ein Händchen für Dramatik!“ was heißt, recht spannend das Buch.

Genauso gut könnte es anders lauten: „Da hat sich der Autor viel Mühe gemacht und Zeit investiert in ein Thema, das bereits mehrfach und besser von anderen Autoren behandelt wurde.“ Das ist ein höflich formulierter Verriss. Was aber nichts schadet. Denn allein der gedruckte Artikel ist kostenfreie Werbung und so manche negative Kritik war für den Leser der Zeitung eher Ansporn, ein Buch zu kaufen, als Abschreckung.

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