
Schwäbisch Gmünd. Michael Gaedt ist der schrullige Rest der „Kleinen Tierschau“. Und damit eine Mixtur unterschiedlicher Kunst-Arten: Kleinkunst, Kabarett, Musik, Klamauk. Als Alleindarsteller auf kleiner Bühne mit großen Mundwerk zog er am Freitagabend im KKF in Gmünd noch mal alle Register. Zwei Stunden Comedy am Stück. Da kann man nur sagen: Alle Achtung. Der 62-Jährige hat die Kondition eines 35-Jährigen.
Vor allem hat er etwas, das bei vielen anderen seiner Art nur gering ausgeprägt ist: Selbstironie. Das fängt schon an mit der Begrüßung in breitem schwäbisch. Das soll gar nicht erst versucht werden, nachzuahmen: „Ihr werdet euch fragen: Hat der einen Dachschaden? Nein, ich hab ein Hörgerät, aber das nicht drin.“ Dabei ging er vor Beginn des Programms sprichwörtlich über die eng gestellten Stühle, um die Scheinwerfer auszurichten. Um anschließend mit einem Louis Jordan Song einzuleiten: „That Chick‘s too young to fry“. Schließlich, so verriet er dem Publikum, gebe es ja auch noch einen „sozialverträglichen Jazz, genannt Swing“.
Wobei seine musikalischen Fähigkeiten durchaus ausbaufähig scheinen. Oder, wie man heute sagt, Luft nach oben haben. Was ihn aber keineswegs daran hindert, anzukündigen, er werde auch noch in der Porsche Arena spielen – bevor es dann ins Stadion ginge. Dazwischen immer wieder Regieanweisungen fürs Publikum. Für einen Rock‘n Roll Titel verlangt er: „Für erste Strophe brauch ich fassungsloses Erstaunen. Also oifach de Lätsch nahänge.“ Am Schluss sollen die Damen ihre Slips voller Begeisterung auf die Bühne werfen. Da hängt de Lätsch tatsächlich.
Aber da sich der stellenweise an Gildo Horn erinnernde Klamauk-Künstler schon dachte, dass die Damen meist reiferen Alters sich von ihren Slips nicht trennen, brachte Gaedt welche mit, verteilte sie im Publikum und erfreute sich wenig später an der fliegenden Unterwäsche. Zwischen durch noch die Randbemerkung: „Ich habe schon in wesentlich größeren Theatern gespielt, hab aber auch nicht mehr Zuschauer gehabt.“ Dabei ist das KKF im Hirschgässle mit geschätzten 60 bis 70 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.
Madonna widmete er schließlich den Kiss-Titel „I was made for lovin‘ you“, aber mit eigenem deutschen Text. Woraus dann wurde: „Du hast einen Damenbart, Baby Ich hoffe du rasierst dich nie.“ Ob‘s für Madonna zutrifft? Wir werden‘s wohl nie erfahren, denn eine Weisheit von Gaedt lautet: „Showbusiness lebt allein von der Behauptung.“
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