Es ist ein harter Sommer. So, wie es ein harten Winter ist. Aber der Sommer auf der vor Massachusetts gelegenen fiktiven Halbinsel Ashaunt ist nicht deshalb hart, weil er besonders kühl ist, oder besonders heiß. Sondern weil der Krieg einzieht in eine Gegend, die sonst sommerliches Rückzugsgebiet war für die Ostküsten-Upper Class Americains.
Rund sechs Monate nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour und dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wird an der Ostküste in Erwartung eines deutschen Angriffs ein Stützpunkt errichtet, der das beschauliche Leben auch der Porters dauerhaft verändert.
Die Porters sind die Namensgeber des Titels von Elizabeth Gravers viertem Roman. Auf dem Titel der deutschen, von Juliane Zaubitzer übersetzten, Ausgabe wird die „Brigitte“ zitiert mit den Worten: „Großartige Sommerlektüre“. Grade das aber ist er nicht, auch wenn der Roman „Die Sommer der Porters“ (als Taschenbuch erschienen im btb Verlag im April 2018) eben dies grade verspricht. Der englische Originaltitel „The End of the Point“ ist da viel präziser.
Mit der Familiengeschichte aus Neuengland erhielt die Literaturprofessorin Elizabeth Graver größere Aufmerksamkeit – vielleicht größere als ihr dem Roman nach zusteht. Dessen Original ist mir nicht bekannt, die Übersetzung allerdings hätte einer Überarbeitung bedurft.
Mal davon abgesehen – hier läuft es mir als Journalisten mit 40-jähriger Berufserfahrung immer kalt den Rücken runter – dass es im Jahr 1942 noch keine „Caprihosen“ gab. Als dreiviertellange Hose vielleicht, der Begriff aber wurde erst deutlich später geprägt. Was die Übersetzerin aber nicht hindert, sie Janie, der jüngsten Tochter der Porters, anzuziehen.
Das mag der Leser mit Meckern auf niedrigem Niveau bezeichnen, ist aber für mich als Leser und Rezensent immer auch ein Hinweis, wie präzise sich ein Autor seiner Zeit im Roman nähert. Oder ein Übersetzer sich mit dem Inhalt des Buches auch auseinandersetzt. Letztlich könnte man es als Marginalie abtun, wenn da nicht die krummen Sätze wären. Die Gedankensprünge innerhalb eines Satzes, die den Leser ohne erkennbare Struktur in das Denken mal des einen, mal des anderen Protagonisten katapultieren.
Der rote Faden, der Leser führen sollte, hängt mal locker durch, mal verschwindet er unter erzählerischen Dissonanzen, mal reißt er ganz ab. Dann muss der Satz erneut begonnen, manchmal sogar – meist nach einer längeren Lesepause – zurückgeblättert werden. Thomas Mann’sche Schachtelsätze erleichtern nicht unbedingt das Verständnis für den sehr komplex gestalteten Handlungsverlauf.
Was im Sommer 1942 beginnt, endet 1999. Dazwischen die Entwicklung der Porter-Kinder, die sozialen Umwälzungen in den USA, die auch am einst idyllischen Ashaunt nicht spurlos vorübergehen. Egal, ob dies der Vietnamkrieg ist, Drogen oder Umweltverschmutzung. Vielleicht es ist sogar etwas Zuviel, was die Autorin da sich und den Lesern zumutet. Um diese alte Weisheit mal wieder zu strapazieren: Weniger wäre mehr gewesen. Auch wenn der Roman eher ein Gesellschaftsgemälde mit naturgemäß wenig Handlung, dafür umso mehr Einblicken ins Millieu der Neuengland-Gesellschaft bietet.
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